Zirkel des Aschgrauen Lichtes
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Beitrag  Sorttjern So Okt 30, 2011 10:28 am

Mein Name ist Sorttjern - der schwarze Teich.
Alle anderen Bezeichnungen, welche die Menschen mir in den Jahren meines Lebens gegeben haben sind bedeutungslos.
Bedeutungslos, seit dem Tag, da meine Seele zum ersten mal vom Silbernen Licht Selenjaz´ durchdrungen wurde.
Bedeutungslos, seit der Stunde, in der ich lernte die Stimme meines Blutes zu sprechen und endlich eins mit mir selbst wurde.
Bedeutungslos, seit dem Moment, in dem meine Lippen zum ersten mal den Namen meiner wahren Heimat formten:
Den Namen der Welt, die sich mit dem eigenen Schwert richtete und sich selbst vom höchsten Thron stieß, um für die Ewigkeiten in den Fluten zu versinken:

"Aristidia"

Ich begann den Weg meines Lebens als ein Wesen unter Vielen.
Geboren im Zeichen des Phalain Tjen, des Narwals, unter dem 9. Vollmond des Jahres 22 vor der Neuen Welt.
Man hat mir niemals verraten, wie der Name meines Vaters war oder wie die Mutter hieß, die mich zur Welt brachte.
Ich erfuhr niemals, wie ich in diesen abgelegenen Teil der Nordküste des Grünen Kontinents gekommen war an dem ich die ersten Jahre meines Lebens verbrachte. Die Menschen, die mich aufzogen waren freundliche Menschen, welche alles dafür tun wollten, mich zu einem stattlichen jungen Mann in ihrem Sinne zu erziehen. Ich lebte die Jugend eines glücklichen Jungen und es mangelte mir an wenig. Und doch war es mir nicht genug...
Schon immer hatte ich mich den Menschen in meiner vermeintlichen Heimat auf die eine oder andere Weise fremd gefühlt und möglicherweise taten jene ihren Teil dazu, da sie um einen teil meiner Herkunft wussten.
Stundenlang konnte ich an den Klippen des Weißen Strandes sitzen und dem Rauschen des Meeres lauschen, das Salz in der Luft schmecken und die Hörner der Narwale durch die Bucht pflügen sehen, während andere arbeiteten, spielten und mich einen Tagträumer scholten. Auch war ich wohl der einzige in unserem Dorf, der bei Vollmond nur schwer Schlaf fand und sich umgetrieben fühlte, so dass ich so manche Vollmond-Nacht an meinem Platz auf den Klippen verbrachte, nur um Frieden zu finden im silbernen Licht des Nachthimmels.

Eine jähe Wende erfuhr der Pfad meines Lebens jedoch vor etwa 4 Jahren.
Ich bemühte mich derzeit um ein Studium der Geschichte und Geographie und das Schicksal lies mich in dieser Nacht zu einem alten Buch über die Schiffahrtsruten in der Östlichen See greifen. Und darin, alt, verwittert und zerknittert steckte die Karte eines Inselreiches, von dessen Existenz ich noch nie zuvor gehört hatte. Ich weiß nicht was es war, doch die geschwungenen Zeichen auf dieser Karte, das Bild, das die Inseln in die See zeichneten, all das erregte mein Herz und ich rückte das Pergament begierig näher ans Fenster um das Licht des hellen Vollmonds für meine nächtlichen Studien zu nutzen. Und von diesem Moment an, war es um meine Seele und um mein altes Leben geschehen.

Ich musste beinahe ein Jahr durch alle Bibliotheken des Landes reisen, stets unter dem Deckmantel meiner politischen Studien und mit so vielen alten Bibliothekaren sprechen, dass mich allein der Geruch von altem Pergament nach einiger Zeit zum Würgen brachte... Doch irgendwann wusste ich endlich, was diese Karte aus meinem Schiffahrts-Buch mir zeigen wollte: Das Inselreich Aristidia, Die Heimat einer alten Zivilisation die von dort aus ein riesiges Reich unterhalten hatten, das fast den gesamten Grünen Kontinent und das gesamte Östliche Meer umfasst hatte, doch nach langen Jahren der kulturellen Dekadenz schließlich durch ungeklärte Umstände vollkommen von den Karten verschwand. Aridtidia, dieser Name berührte mein Herz in dem Moment als ich ihn zum ersten mal vernahm und ich wusste instinktiv, was er zu bedeuten hatte: "Wir sind die Herren der Welt."

Doch ich will dich nicht mit den Erzählungen über die Jahre meines Irrens und meiner verzweifelten Studien auf der Suche nach der Geschichte dieses Landes belästigen... Ich will dir lediglich diesen einen Moment der Klarheit schildern!
Diese Sekunden, in denen alle Jahre meines bisherigen Lebens zusammenbrachen und sich ein Tor aus blauem Licht vor meinem geistigen Auge auftat, welches mich einlud in seinen Weiten zu versinken und nie wieder zurückzukehren...

Nach vielen Monaten des Irrens durch die Welt war ich schließlich am Ende meiner körperlichen und seelischen Kräfte angelangt. Niemand hatte wirkliche Antworten auf meine Fragen gekannt, nirgends hatte ich eine Spur dieses Reiches finden können, dessen Bild sich so tief in meinen Geist gebrannt hatte. Sogar die spärlichen Inseln in der Östlichen See kannten seit Jahren keine Bewohner und beherbergten Nichts als Fels und Gestrüpp.
Und so stand ich schließlich an der Küste jenes Meeres, hoch über den schäumenden Fluten, die sich an den weißen Felsen der Küste brachen, als wollten sie mich hinabreißen in ihren Schlund und nie wieder zurück ans Tageslicht lassen. Und glaube mir, in diesem Moment war ich gewillt mich ihnen hinzugeben! Alle Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit über das Scheitern meiner Suche ballten sich in dieser Nacht in mir zusammen und ließen mich schreiend auf die Knie sinken, dort auf den Weißen Felsen von Urtwen!
Und in diesem Moment spürte ich, wie der Hauch einer körperlosen Kraft meinen Leib umschmeichelte.
Angst und Faszination wollten mein Herz erfüllen und obwohl ich allein auf diesen Klippen stand spürte ich deutlicher als je zuvor die Anwesenheit... von Allem! Ich spürte den Atem der Welt und die pulsierenden Adern des Lebens, die sich durch ihren Leib zogen! Und ich spürte nicht nur Raum - Ich atmete die Zeit!
Vor meinem geistigen Auge sah ich Meere aus Blut und Stürme aus Stahl! Ich sah wie eine Welt sich aufbäumte im Kampf gegen ihre eigenen Fesseln!

Und in dieser Sekunde richtete ich meinen wirren Blick zum Nachthimmel.

Ich kann dir nicht mehr sagen, was alles über meine Seele hereinbrach, als ich in dieses aschgrau leuchtende Auge blickte, dass mich so kalt vom dunklen Himmel aus anstarrte. Ich kann dir nur sagen, dass in seinem Anblick die Geschichte all der Generationen lag, die sich seinem Antlitz verschrieben hatten. Und in seinem Antlitz lagen alle meine Antworten.

...

Du kennst mich heute als den Seneschall des Zirkels vom Auschgrauen Licht.
Du kennst mich als Zauberweber und innbrünstigen Prediger von Elathirs Werk.
Du kennst mich als deinen Freund und Begleiter auf dem Pfad den wir uns erwählt haben, um endlich wieder die Welt in dem Licht erstrahlen zu sehen, das so lange verloschen war.
Doch du weißt nun auch um den Menschen der vor mir war und um den Weg den er nahm um heute vor dir zu stehen.

Nun, erzähl mir auch von deinem Weg, Bruder!



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