Zirkel des Aschgrauen Lichtes
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486: Schlacht um Tolbarn

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Beitrag  Sorttjern Fr März 09, 2012 3:28 am

Rauch - Beißender Qualm. Krachende Balken und fliegende Schatten. Das Geschrei und der Lärm wurden nur vom Puls meines eigenen Herzens übertönt. Auf meiner Haut brannte kalter Schweiß - Schweiß der Aufregung, der Erschöpfung und der Angst.
Meine Oberschenkel fühlten sich an wie Blei und drohten, mich jeden Moment niederzureißen. Doch ein Sturz oder auch nur ein falsches Zögern konnte in diesem Moment das Ende bedeuten: Mein Ende und damit möglicherweise das dieser Stadt... Möglicherweise das Ende der Insel? Ich wollte es mir nicht ausmalen, doch vor der Kulisse aus Trümmern, Flammen und Geschrei konnte mein Geist sich nicht der Bilder und Ängste erwehren, die in diesem Moment auf ihn einstürmten.
Was würde mit uns geschehen? Wie konnte es überhaupt so weit kommen? Welcher Daimon hatte dieses wütende Feuer in die Herzen unserer Feinde gesetzt, welches sie zu solch brutalen und gezielten Stößen gegen uns antrieb?
Niemand hatte mit diesem Angriff gerechnet. Niemand hätte überhaupt damit rechnen können oder dürfen! Es schien blanker Wahnsinn für die Allianz der Kontinentalstaaten mit einem einzigen gezielten Angriff den größten und am schwersten geschützten Militärhafen des ganzen Reiches vernichten zu wollen! Bis heute. So unverwundbar wir uns innerhalb der hohen Mauern und hinter der See gewähnt hatten, so klar sah ich nun unseren Irrtum vor Augen:
Tolbarn brannte.
Der größte Militärhafen der Aristidischen Inseln im Süden der Ynis Glastia war in einem einzigen, brachialen Angriff einer Übermacht der Kontentalallianz überwältigt worden. Wo gestern noch die beiden gewaltigen Leuchttürme vor der Küste in den Himmel geragt hatten, griffen nun kahle Überreste dieser riesigen Bauwerke in den Himmel.
Letha hätte uns allen eine Lehre sein sollen! Wir dachten wir hätten begriffen, dass wir uns in diesem Krieg nicht mehr nur auf unsere Isolation und militärische Übermacht verlassen konnten, nachdem vor 3 Jahren im Jahr 483 nach Arist zum ersten Mal in der Geschichte des Reiches ein Reichszentrum und mit diesem eine halbe Insel in Feindeshand gefallen war.
Doch erneut wurden wir an diesem Tag unserer Ignoranz belehrt.
Die Urdwat hatten eine neue Art der Kriegsführung entdeckt: Ihr Angriffe waren schlauer, geschickter und gezielter geworden. Und mit großer Sicherheit war diese Entwicklung das Werk des Abschaums, der uns an die Erdwanzen verkauft hatte! Das Werk eines oder mehrerer Verräter, deren Motive jedem von uns schleierhaft blieben.
Was konnte sie zu diesem Verrat gebracht haben und wie konnte es ihnen gelingen, so wichtige Informationen wie Truppenbewegungen und künftige Strategien an den Feind weiterzuleiten, ohne dass man ihrer gewahr wurde?
All diese Fragen schossen mir in diesem Moment, in dem ich wie ein gehetztes Tier durch die Straßen des Hafens von Tolbarn rannte durch den Kopf. Doch vor allem beherrschte nur ein Gedanke meinen Geist: Konnte ich mein eigenes Leben retten?
Ich war im Besitz einer wichtigen Botschaft und Befehle für den obersten General der Garnison Algruf, welcher in diesem Moment die letzten Verteidiger am Hafen und in der stadt befehligte. Ich war mit zehn weiteren ausgesendet worden, diese Befehle unbedingt und so schnell wie nur möglich zu überbringen. Offensichtlich bestand Hoffnung auf Verstärkung oder etwas vergleichbares, ansonsten wäre mir nicht mit solcher Dringlichkeit meine Aufgabe erteilt worden. Fünf von uns waren bereits den gekrümmten Schwertern der Feinde zum Opfer gefallen. Wir hatten verschiedene Wege eingeschlagen um zumindest eine der Botschaften durch die feindlichen Reihen zu General Algruf bringen zu können.
Doch auch wenn sich an meinem Erfolg die Niederlage von Tolbarn und die Leben so vieler Aristidier entscheiden würde, konnte ich während meiner fiebrigen Hatz durch die verwinkelten Gassen des Hafens nur an ein einziges Leben denken: mein eigenes.
Mit meinen 24 Sommern diente ich bereits mehrer Jahre im Großen Heer des Aristidischen Reiches und ich hatte diese Erfahrung immer wieder gemacht und auch in zahlreichen, angsterfüllten Gesichtern meiner Kameraden ablesen können.
Im Moment der Entscheidung, wenn blanker Stahl mein Sichtfeld beherrschte und der Gestank von Schweiß und Angst ein furchtbares Orchester mit dem Geschrei der Verwundeten einfachte, dann war jedes Ziel und Ideal des Einsatzes vergessen. Dann hämmerte sich nurnoch ein einziger Gedanke in den geschunden Geist: Überlebe!

Und so rannte ich, getrieben von diesem Gedanken, durch die Trümmer der Frachthäuser, immer mein Ziel und damit die Sicherheit meines eigenen Leibes vor Augen. Links von mir wurde eine Mauer von einem Gechoß der feindlichen Schiffe in dutzende Ziegel-, Geisteins- und Holztrümmer verwandelt, die in einem Schauer auf mich niedergehen zu drohten.
In Refelex und Todesangst riss ich die Arme vor mein Gesicht und rettete mich mit einem letzten Satz über den eine Wasserrinne auf die andere Seite der Gasse. Holz und Gesteinsbrocken prasselten auf meine leichte Rüstung und zerschnitten meine Beine uns Arme. Und obwohl ich bereits den Schlund des Daimons erwartete, der meinen Leib in die ewigen Tiefen hinabziehen würde um ihn wieder eins mit Elathir werden zu lassen, ließen das Pochen meines Herzens und der Schmerz meiner Gliedmaßen nicht nach. Der größte Teil der Trümmer war hinter mir niedergegangen und ich war ein weiteres mal verschont geblieben:
Auf einmal liebte ich den Schmerz und die Angst in meinem Körper und Geist. Sie zeigten mir, dass ich noch immer am Leben war! Und wie aus einem Schleier der Panik kristallisierte sich erneut meine Aufgabe und mein Ziel aus dem Nebel meiner Gedanken und ich fand die Kraft, mich aufzuraffen und weiter in Richtung meines Ziels zu stolpern.

Doch ich war noch nicht weit gekommen, als aus einem Hauseingang vor mir mit einem mal drei gerüstete Krieger traten.
Ihre gebogenen Schwerter und ihre Kleidung, die sich aus Rot- und Brauntönen zusammensetzte gab mir die befürchtete Gewissheit: Ich war direkt einer Gruppe Urdwanier in die Hände gelaufen! Wie versteinert blieb ich stehen und schloss die Augen, als ob ich ihnen dadurch verborgeb bliebe. Ich führte zwar eine Waffe mit mir, doch niemals konnte ich in meinem Zusatnd gegen drei Gegner bestehen! Mit zitternden Fingern griff ich nach dem Knauf meines kurzen Schwertes, um mir zumindest die gewohnte Gewissheit einer Waffe in der Hand zu verschaffen. Doch sogar diese letzte Rettung des Soldaten im Angesicht des Todes blieb mir verwehrt. Ich hörte, wie bereits einer der drei in seiner rauhen Sprache einige Worte rief und als ich langsam die Augen öffnete sah ich einen Krieger mit wildem Schnauzbart und zornigem Gesicht auf mich zugehen, der bereits seine geschwungene Klinge in Händen hielt und von seinen beiden Mitstreitern flankiert wurde.
Unfähig meine Beinde zu bewegen oder einen klaren Gedanken zu fassen, umklammerte ich mit schwitzenden Finger das Heft meines Schwertes und wartete auf den unauswechlichen Moment, in dem mich meine Schlächter erreichen würden.

[Fortsetzung folgt!]
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Beitrag  Sorttjern So März 18, 2012 7:52 am

Ein heftiger Stoß riss mich von den Beinen und ließ mich auf den schmutzigen Boden voller Staub und Asche stürzen. Mein Schwert prallte mir aus der Hand und schlitterte in die Gosse davon. Mit den Händen schützend vor mein Gesicht gehalten und Tränen in den Augenwinkeln erwartete ich den kalten Stahl, der mir ins Fleisch fahren würde, um meine Seele aus dieser Welt zu reißen.
Doch nichts dergleichen geschah.
Stattdessen war mein Gesichtsfeld plötzlich erfüllt von wallendem Stoff, der, obwohl verdreckt und am Rand zerschlissen, noch immer von satter königsblauer Farbe war.
Unter dem Stoff blitze silbern der Stahl eines filigran und doch undurchdringlich geschmiedeten Panzers, welchen die Gestalt am Leibe trug, die mich soeben von hinten zur Seite gestoßen hatte und nun den urdwanischen Soldaten entgegen trat.
Entschlossenen Schrittes suchte mein Retter die Konfrontation mit den sichtlich verdutzten Kriegern und zog im Schritt mit beinahe unverschämter Gelassenheit die charakteristische lange und schlanke Klinge, mit welcher Er und Seinesgleichen seit Jahrzehnten das Blut der Feinde Aristidias ernteten und Furcht in deren Herzen schrieben.
Tiamat selbst musste mich in dieser Stunde lieben und hatte seinen höchsten Boten geschickt, um mich zu retten!

Die Urdwat hatten in ihrem Vormarsch bereits inne gehalten, und standen nun dem Soldaten der Neuen Templerschaft gegenüber. Wie gebannt blickte ich auf meinen Retter und bemerkte kaum, dass ihm bereits eine weitere Gestalt zu Hilfe eilte.
Sie trug keinen Helm und ich erhaschte einen Blick auf ein weibliches Gesicht, eingerahmt von kurzem, blonden Haar. In den Händen trug die Kriegerin eine Art Speer mit langer breiter Klinge, welchen sie nun auf die drei Feinde richtete und blitzschnell zum Angriff überging.
Vollkommen überrascht von dem ungestümen Angriff der jungen Kämpferin riss der Anführer der drei Urdwander sein Schwert zur Parade nach oben. Doch hatte er keine Chance mehr, den blanken Stahl abzuwehren, welcher von unten durch seinen Torso fuhr und einen Schwall seines Blutes auf den verstaubten Boden ergoss.
Bevor auch der gerüstete Templer seiner Mitstreiterin zu Hilfe eilte, blickte er kurz über die Schulter zu mir herab. Unter seinem Helm, dessen stählerne Wangenteile beinahe sein gesamtes Gesicht verbargen, quollen lange, helle Haare hervor und er blickte mich kurz aus kalten, blaugrauen Augen an. Mit dem ausgestreckten Arm hinter mich deutend rief er mir einen einzigen Befehl zu: „Lauf!!“
Und ich tat wie mir der Diener Tiamats befahl.
Ich rappelte mich auf, grapschte mit schweißnassen Fingern nach meinem Schwert und rannte. Durch die Gassen des brennenden Hafens rannte ich, immer meinem Ziel entgegen und die ungewisse Zukunft meiner Heimat und meines Volkes vor Augen...
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